STEINBACH. Der Glöcklerlauf in Steinbach am Attersee (5. Jänner) fasziniert seit fast einem Jahrhundert. Mit kunstvoll beleuchteten Kappen, Glockengeläut und alten Ritualen vertreibt er die Dunkelheit der Raunächte. Dieser mystische Brauch verbindet Tradition, Naturverbundenheit und christliche Symbolik.
Der Glöcklerlauf, ein jahrhundertealtes Brauchtum aus dem inneren Salzkammergut, hat in Steinbach am Attersee eine lange Tradition. Seit 1932, als der Lauf erstmals von Weißenbach über Steinbach zum Gasthof Föttinger stattfand, ist das mystische Spektakel fester Bestandteil der Region. Unter der Leitung von Leopold Böhm, einem gebürtigen Wiener mit familiären Wurzeln in Ebensee, entstanden die ersten kunstvollen Glöcklerkappen, die seither das Herzstück des Rituals bilden.
Tradition und Wandel: Die Geschichte des Steinbacher Glöcklerlaufs
Bereits im Gründungsjahr des Trachtenvereins "D’Schobastoana" 1931 begann man, das heidnisch-christliche Brauchtum nach Steinbach zu bringen. Leopold Böhm schuf die ersten kunstvollen Kappen, deren Symbole wie das Licht und die Geburt Christi eng mit der christlichen Botschaft verbunden sind.
Besonders in den 1960er Jahren nahm der Glöcklerlauf eine neue Dynamik auf. Volksschuldirektor Josef Schuster führte eine Kindergruppe ein, die mit einfacheren Kappen, sogenannten „Spitzen“, das Ritual bereichert. Heute wird die Kinderpass vom Trachtenverein organisiert und läuft eine eigene Strecke. Seit den 1980er Jahren gibt es zudem die „Bleamiger-Pass“, die weitere Ortschaften einbindet.
Am Dorfplatz von Steinbach vereinen sich schließlich alle drei Passen – die Weißenbacher-Pass, die Kinder-Pass und die Bleamiger-Pass – zu einem imposanten „Kreis- und Schlangenlauf“. Dieser symbolisiert den Sieg des Lichts über die Dunkelheit. Der Spruch auf den ältesten Kappen betont die Bedeutung der Tradition: "Sitt’ und Brauch der Alten wollen wir erhalten."
Ursprung und Bedeutung: Licht in der Dunkelheit
Der Glöcklerlauf wurzelt in den sogenannten „Raunächten“, jenen mythischen Nächten nach der Wintersonnenwende, in denen nach altem Glauben die Grenzen zum Reich der Geister durchlässig sind. Besonders die „Bercht-Nacht“ vom 5. auf den 6. Jänner galt als Zeit der stärksten magischen Kräfte. Der Lauf sollte mit Licht und Glockengeläut die dunklen Mächte vertreiben und gleichzeitig Wachstum und Fruchtbarkeit fördern.
Obwohl der Brauch längst seinen heidnischen Charakter abgelegt hat, bleiben die spirituellen und naturverbundenen Aspekte erhalten. Die kunstvollen, hell erleuchteten Kappen, die rhythmischen Bewegungen und das Glockengeläut erinnern die Menschen für einige Stunden an die Urkräfte der Natur. Die Vorläuferkappe, geschmückt mit Darstellungen der Geburt Christi und der Heiligen Drei Könige, zeigt die enge Verbindung zur christlichen Frohbotschaft.
Moderne Bedeutung eines alten Brauchs
In unserer technisierten Welt hat der Glöcklerlauf nichts von seiner Faszination verloren. Er ist mehr als ein Schauspiel: Er verbindet die Menschen mit ihren Wurzeln, erinnert an die Kraft der Natur und die Bedeutung von Licht und Gemeinschaft. Der Glöcklerlauf in Steinbach am Attersee, der traditionell am 5. Jänner stattfindet, ist nicht nur ein Stück gelebte Tradition, sondern auch ein beeindruckendes Symbol für Hoffnung, Licht und Neubeginn. (Fotos: Nicole Eder)